Kanada - Neufundland 2

Heimat der Eisberge - Beinahe etwas traurig verlassen wir den schönen Gros Morne National Park(NP) und fahren weiter östlich. Nach Twillingate. Die Heimat der Eisberge, heisst es. Ob wir sie wohl sehen werden? Strömungen und Wetter bestimmen ihre Routen.
Wir haben Glück! Bereits bei der Anfahrt über die unzähligen Inseln und Dämme sehen wir einzelne kleine Eisberge im Wasser treiben. Nur Packeis, wie wir im Infocenter erfahren.
In und um Twillingate sehen wir bei schönstem Wetter dann richtige. Richtig viele sogar. Wir sind fasziniert von den Eiskalten und können uns kaum sattsehen! Surreal-schöne Stimmungen. Die verschiedensten Blau- und Türkistöne. Wie sie sich bewegen, knirschen und knarren ist eindrücklich. Manche sind bis 1000 Jahre alt und kommen von meilenweit. Je nach Form haben sie andere Namen. Über schöne Trails der Küste entlang wandernd beobachten wir sie.
Unser Glück ist perfekt, als wir einen Platz mit Sicht aufs Meer inklusive Eisberge finden. Sonnen- auf- und - untergang tauchen Meer und Eis in die kitschig-schönsten Farben.
Den Grössten jedoch, sehen wir durch Zufall. Wir fahren ohne Ziel etwas der Küste entlang. Beschliessen trotz Niesel ein bisschen zu spazieren, begegnen Einheimischen und diese berichten uns vom «giant», hinter den Klippen. Da steht er, wahrlich gigantisch und unverrückbar, so scheint es. Eigentlich aber fragil und immer im Wandel.
Da! Eisberge!! wirklich eiskalt oft ist der grössere Teil unter Wasser in den verschiedensten Formen schwimmende Eisinsel Znacht mit Aussicht! atemberaubende Abendstimmung... ... nicht minder schöne Morgenstimmung Spiel mit dem Eis unser fast perfekter Schlafplatz da hinten versteckt er sich, the giant! in allen Grössen surreale Stimmung immer in Bewegung

Abenteuer vor der Haustür - In der Nacht haben wir unsere «Abenteuer vor der Haustür» :) Der gespenstische Klang der Nebelhörner erfüllt die stürmische Nacht. Böen rütteln heftig an unserem Auto. Wir stehen ganz ungeschützt zuoberst auf einer Anhöhe und fragen uns, ob das eine so gute Idee ist… Nach langem Hin und Her entschliessen wir uns etwas näher an den Wald zu fahren. Ganz harmlos eigentlich. Doch der Boden ist mittlerweile aufgeweicht. Nicht schlammig, eher ganz lockere Erde. Wir spulen. Versuchen vorwärts zu kommen. Das müsste doch gehen, so tief stecken wir doch gar nicht fest? Hin und Her. Irgendwann müssen wir uns eingestehen, dass wir weder Vor- noch Zurückkommen.
Das warme Bett verlassen und mehr schlecht als recht angezogen nach draussen. Es ist dunkle Nacht, Wind und Regen peitschen uns ins Gesicht. Mit der Taschenlampe schätzen wir die Lage ein und beginnen als Team zu funktionieren. Andy fährt, ich schiebe von vorne, lege Steine unter die Reifen, versuche den besten Weg zu finden. Anfangs scheint es nicht zu klappen. Müssen wir jetzt ernsthaft die Sandbleche testen, oder gar die Seilwinde? Mitten in der dunklen Nacht?
Wir geben nicht auf, versuchen minutenlang aus dem Schlamassel zu kommen. Wünschen uns eine Differentialsperre eingebaut zu haben…
Andy fährt meisterhaft und irgendwann schaffen wir’s! Nur weg hier, wer weiss, wie der Boden nach einer ganzen Regennacht aussieht.
Wir ziehen um und verbringen den Rest der Nacht auf «sicherem» Untergrund ;)

Winterausflug - Das anfängliche Wetterglück hat uns ein wenig verlassen. Es ist nun trüb-nass und kalt. Da sieht die schönste Landschaft weniger verheissungsvoll aus… und ein bisschen eng ist es dann auch in unserer Zora.
Der Besitzer des gemütlichen «Crow’s Nest Café» in Twillingate mutmasst, dass das Wetter auf Fogo Island besser sein könnte. Da die kleine Insel flacher ist und das Wetter dadurch noch Öfter ändert. Wir schenken ihm Glauben und kaufen ein Ticket für die Überfahrt.
Innerhalb einer Stunde lässt sich die ganze Insel erkunden. Sie ist noch weniger besiedelt. Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht! Landschaftlich jedoch besticht sie durch raue Schönheit. Die Fischerhäuser zeugen von einem harten, entbehrungsreichen Leben. Die Abwanderung muss auch hier ein Problem sein - so bald wir auftauchen, ziehen wir den Altersdurchschnitt rapide nach unten. Es scheint als müsse man sich hier selbst zu helfen wissen, selbst etwas auf die Beine stellen. Siehe www.shorefast.org.
Sandy Cove soll den feinsten Sandstrand Kanadas beheimaten. Das prüfen wir. Doch, fein ist er der Sand. Aber was lässt sich da bei diesem Hundewetter machen? Nicht viel. Auf eine weitere nasse Wanderung haben wir wenig Lust, zum Baden lädt das Wetter auch nicht gerade ein. Wir flüchten in Nicole’s Café, auch eine die selbst etwas auf die Beine gestellt hat- und damit offensichtlich erfolgreich ist. Bei Kaffee, Scones und schottischer Musik erträgt sich das Wetter besser und das Leben der Einheimischen lässt sich erahnen. Sehr schottisch geprägt alles.
Auch in den nächsten Tagen soll keine Wetterbesserung in Sicht sein. Wir wollen doch Sommer! Also verlassen wir das Eiland wieder und begeben uns auf Weitersuche.
auf der Insel Fogo unterwegs verschlafene Nester, ingehüllt in Nebel ein jeder hat viel Platz hier Sandy Cove, einer der feinsten Sandstrände Kanadas ... gut geschützt

Am östlichsten Punkt unserer Reise - den anderen Nationalpark, den Terra Nova NP, bewundern wir erstmal von oben. Steile Treppenstufen führen auf einen Turm und bieten gute Aussichten über die weite Wald- und Seenlandschaft. Beim Visitor center finden wir dann eine Antwort auf all unsere Bedürfnisse: WC, Dusche, Waschmaschine, Tumbler und Wifi alles da, alles fast gratis. Das nutzen wir aus und schlafen gleich auf dem grossen Parkplatz direkt am Meeresarm.
Am nächsten Tag weiter Richtung Bonavista, dem östlichsten Punkt unserer Reise und Tipp von Kerstin und Jürgen, die wir in Woody Point kennenlernten. Sie hätten hier viele Eisberge und Wale beobachten können. Auf den Highways kommen wir schnell voran, aber obwohl sie schnurgerade sind, muss man bei der Sache sein. Viele Schilder warnen eindringlich vor Elchen, die die Strasse unverhofft überqueren. Weisse Kreuze am Strassenrand unterstreichen die Dringlichkeit.
Vor Bonavista erhaschen wir einen Blick auf ein Schild am Strassenrand. Puffins sollen hier, in Elliston, leben - jene Papageientaucher, welche wir in Island leider vergeblich gesucht haben. Wir biegen auf die Holperpiste ab und lassen uns erklären, wo die Vögel zu beobachten sind.
im Terra Nova NP... ... mit endloser Aussicht aha!!

Puffins - endlich finden wir sie - Kurz später hören wir geduldig den Erklärungen eines selbsternannten Rangers, die freiwillige Spende will ja verdient sein, zu und laufen die paar Schritte über die Landzunge. Auf einer kleinen Insel lassen sie sich entdecken. 500 Paare haben hier von Mai bis September ihr Sommerquartier. In Höhlen, die teilweise bis zu einem Meter tief sind, legen sie ein einziges Ei und brüten dieses aus. Mit dem Nachwuchs verlassen sie die Insel und leben wieder auf dem offenen Meer. Dann ist auch ihr «geschminktes Gesicht» weniger farbenfroh. Viel kleiner als wir erwartet hätten sind sie, was sie noch niedlicher macht. Sie erinnern uns an Pinguine und besonders bei der Landung scheinen sie ihre Mühen zu haben. Umso besser finden sie sich unter Wasser zurecht. Sie gelten als gute Taucher und Fischer, können gar mehrerer Fische gleichzeitig mit ihrem Schnabel fassen. Obwohl es und beinahe weg fegt, beobachten wir die Vögel lange.
Kleine Geschichte noch zu Elliston. In den 50er Jahren war die kleine Ansammlung nach dem Ende der örtlichen Salzindustrie von grosser Abwanderung betroffen- von 1000 auf 333 Einwohner. Fast ging die Gemeinde Pleite. Da beschlossen die Bewohner: «Licht aus!» Eine Aktion, die landesweit Schlagzeilen machte. NGO’s wurden auf die missliche Lage des Dorfes aufmerksam und es wurde ein Tourismuskonzept entworfen. Das Beobachten der Puffins, sowie Erdkeller aus dem 17. Jahrhundert sollten Touristen anlocken. Die Idee ging auf und Elliston geht es wirtschaftlich wieder besser. Hoffen wir die Puffins suchen sich kein anderes Sommerlager!
Eisberge und Wale sehen wir in Bonavista dann übrigens nicht. Aber wären wir die Schleife nicht gefahren, wären uns die Puffins wieder entwischt. Und auch landschaftliche Schönheiten wären uns ein paar entgangen.
Puffins! soweit unser Auge reicht süss die Papageientaucher, oder?! das Zuhause der Vögel wir können uns kaum sattsehen im Sturzflug... ... und bei der Landung

Wanderung der Superlative - In unserer Broschüre über Neufundland ist auch der «Skerwink-Trail» beschrieben. Er wurde von irgendeinem Magazin zu «einer der 35 schönsten Wanderung in Kanada» gekürt. Touristenfalle oder ist da was dran?
Oh ja! Zwar lässt der Anfang eher ersteres vermuten (schöne, gepflegte Kieswege, viele Besucher, ausführliche Informationen über was, wie, wo), doch bereits nach wenigen Metern müssen wir unsere vorgefasste Meinung revidieren.
Wir sind alleine auf weiter Flur unterwegs, der schmale Pfad windet sich den steilen Klippen entlang, was spektakuläre Ausblicke auf das glasklare Meer ermöglicht. Immer wieder bleiben wir stehen und versuchen uns sattzusehen. Selbst das Mittragen unseres Fernglases lohnt sich, es lassen sich Wale entdecken. Rötliche Flechten ergeben einen schönen Kontrast zu den Blautönen des Meeres, schöne Holzstege führen durch mit Flechten behangene Kieferwälder. Die Sonne lacht und wir geniessen es ungemein in der Natur zu sein.
auf dem Skerwink Trail durch Fichtenwälder... ... entlang der Küste rote Flechten... ... kleine Dörfer übr Holzstege putziger Nager

Gemütliches Nest - Vom östlichsten Punkt unserer Reise befinden wir uns nun auf dem Rückweg Richtung Port-aux-Basques. Eine Strecke von 900 Kilometern, welche es einzuteilen gilt.
So verschlägt es uns nach In Harry’s Harbour. Hier finden wir den perfekten Platz. Auf einer Landzunge mit Steinstrand. Links und rechts von uns das Meer mit Eisschollen. Nichts und niemand den es stört, dass wir hier sind. Noch selten haben wir ein verschlafeneres Nest gesehen. Wir richten uns häuslich ein und werden besucht- von Paul auf seinem Quad. Er erzählt uns aus seinem Leben. Dass er nach 40 Jahren auf dem Festland, «nach Hause» gekommen sei. Hierhin, wo er geboren wurde. Hier werde er seinen Ruhestand verbringen. Er fragt nach unseren Plänen und ist begeistert: «Oh, that’s super!» Er sei auch gereist, nach Europa. Spain, Germany, Luxemburg, überall sei er gewesen. Das Internet habe es ja noch nicht gegeben und so sei man einfach hingegangen und habe sich umgeschaut. Wie schön!
Ein wenig langweilig ist ihm hier manchmal bestimmt. Aber er scheint angekommen und nur noch darauf bedacht das verbleibende Leben zu geniessen.
Eisreste... ... beim perfekten Platz in Harrys Harbour Meer auf beiden Seiten unseres Schlafplatzes Burger-Znacht

Byebye - Nochmals ein Stopp und eine kleine Wanderung im Terra Nova NP und auch einer im Blow me down PP bietet sich an, so ist der Rückweg nicht ganz so weit. Ausserdem wollen wir hier ebenfalls noch eine Wanderung unternehmen. Wir entscheiden uns aber anders. Einmal einen Tag lang gar nichts zu machen erscheint uns dringlicher. Zumindest fast gar nichts - Wale beobachten, lesen, etwas am Auto werkeln und Brötchen backen, liegen drin ;) Dazwischen einen Schwatz mit der kanadischen Küstenwache - auch sie zeigen sich beeindruckt von unserem Vorhaben- und anderen die hier hochfahren (mit dem Auto herumfahren muss Hobby Nr.1 sein in Neufundland).
wunderbarer Sonnenuntergang durch den Nebel Brötchen-Backen nochmals eine Abenstimmung

Im J.T Cheesman PP finden wir einen letzten schönen Stellplatz hinter Dünen direkt am Meer. Wir werden mit einem weiteren schönen Sonnenuntergang beschenkt und lassen bei einem Strandspaziergang die Landschaft und das Erlebte auf uns wirken.
im J.T Cheesman PP... einsame Strände.... ... und ein letzter schöner Sonnenuntergang nach Neufundland! Wir werden wiederkommen!

Neufundland gefiel uns ausserordentlich gut! So viel lässt sich auf relativ kleiner Fläche entdecken. Es bleibt Platz für Erlebnisse in der Natur. Das Wetter ändert ständig. Es heisst, es lassen sich an einem Tag alle 4 Jahreszeiten erleben. Dies haben wir selbst nicht erlebt. Jedoch Temperaturen zwischen 2 und 25 Grad, innerhalb weniger Tage. Gleissendes Sonnenlicht, dicker Nebel, strömender Regen, kalte Winde. Sonnenuntergänge durch Nebelschwaden. Beständig wäre anders. Das Wetter müsse man hinnehmen wie es sei, meinen die Einheimischen.
Für uns als Reisende war es manchmal jedoch eine Herausforderung. Sich immer wieder anpassen. Immer wieder entscheiden bleiben oder weiter. Auch um uns an das Leben im Auto zu gewöhnen, hätte es bestimmt «einfachere» Verhältnisse gegeben. Doch es wären uns auch viele Eindrücke, die wir so schnell nicht vergessen, entgangen.
Ein Kränzchen müssen wir noch winden; all den Neufundländern, die wir angetroffen haben!
Überall wurden wir freundlich willkommen geheissen, stets wurde nach unseren Plänen gefragt, immer war das Interesse gross. Der Austausch fand über die Generationen hinweg statt, was wir sehr schön finden. Eine Spontanität und Offenheit, die unser Reiseleben bereichert haben. Die wir uns zum Vorbild nehmen!

Claudia

2014-07-17 01:15:49

Liebe Sabine und lieber Andy, vielen Dank für eure interessanten Berichte und die soooo schönen Fotos!! So viel Natur, ich spüre den Wind, die Kälte und den Sonnenschein und kann mir die nächtliche Aktion im Matsch bildhaft vorstellen!!! Ist doch auch schön zu wissen, dass ihr Schwierigkeiten meistern könnt!! Eure Brötchen sehen sehr lecker aus! Freue mich darauf mit euch vor dem Bildschirm weiter zu reisen, mit herzlichen Grüssen Claudia

Sabine

2014-07-19 19:06:07

Vielenvielen Dank liebe Claudia! So schön, dass du mit uns dabei bist!!
Bis bald
S&A


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